Ausstellung

Ausstellung: 150 Jahre österreichisches Benzinautomobil

Ausstellung: 150 Jahre österreichisches Benzinautomobil 1200 800 ÖGHK

Siegfried Marcus – vom Ende zum Anfang. Sonderausstellung im Familie Fehrs Oldtimer Museum.

Hat er nun oder hat er nicht das Automobil erfunden? Die Rede ist von Siegfried Samuel Marcus, der 1831 in Malchin (Deutschland) geboren wurde.

Den Ruhm erntete bekanntermaßen Carl Friedrich Benz, dessen Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 als erstes praxistaugliches Automobil gilt. Die Nationalsozialisten strichen sicherheitshalber den Juden Marcus per Befehl von oberster Ebene aus der Automobilgeschichte .

Fest steht, dass kein Benzinmotor der Welt heute existieren würde, wenn Siegfried Marcus nicht schon in den 1860er Jahren damit begonnen hätte, diese Gedanken in die Konstruktion eines Kraftfahrzeuges umzusetzen. Bereits im Juni 1864 erhielt er ein Privileg für  einen magnetelektrischen Zünder und im März 1865 für einen Vergaser.

Er hatte den Einfall, ein Luft-Kraftstoff-Gemisch mittels eines elektrischen Funkens zur Explosion zu bringen. Damit gilt dieses Fahrzeug als direkter Vorläufer des modernen Automobils, denn es vereint folgende Merkmale:

  • Vierrädriges Chassis
  • Vorderräder durch Lenkrad steuerbar
  • Motorantrieb durch verdampfungsfähigen flüssigen Brennstoff
  • Brennstoff durch Vergaser zerstäubt
  • Luft-Kraftstoff-Gemisch wird mittels elektrischen Funkens gezündet

Marcus erkannte in der durch flüssigen Kraftstoff betriebenen Maschine eine leichtere und einfachere Kraftquelle als die Dampfmaschine. Im Gegensatz zum Dreirad mit Kurbellenkung von Benz erinnert der Zweite Marcus Wagen eindeutig an heutige Kraftfahrzeuge. Bemerkenswert: ihm persönlich war seine automobilgeschichtliche Rolle bis zu seinem Tod 1898 in Wien nie wichtig.

Nachbau des Zweiten Marcus Wagen
Science Museum Group © The Board of Trustees of the Science Museum

Zur Ausstellung

Erleben Sie den Weg des österreichischen Benzinautomobils vom letzten komplett in Österreich konstruierten und gebauten PKW – dem geschichtsträchtigen Steyr Baby – zurück bis zum Anfang in Wien. Neben einem voll funktionstüchtigen Nachbau des Zweiten Marcus Wagens erwarten sie weitere einzigartige Pretiosen und Fahrzeuge.

Siegfried Marcus, der Erfinder des Benzinautomobils: eine faszinierende, einzigartige und lehrreiche Sonderausstellung von Kurator Peter Sailer, Vize-Präsident der ÖGHK.

19. Mai bis 15. November 2025, 11.00 – 19.00 Uhr

Familie Fehrs Oldtimer Museum
Stadionstraße 36a
2700 Wiener Neustadt

Siegfried Marcus, 1870 (Technisches Museum Wien)

Gräf & Stift - 40/45, Baujahr 1914, Kaiserwagen

Von Gräf & Stift bis ÖAF

Von Gräf & Stift bis ÖAF 1600 1200 ÖGHK

Rückblick auf die Sonderausstellung in Familie Fehrs Oldtimer Museum in Wiener Neustadt.

Tradition verpflichtet!

Gemäß diesem Spruch haben wir – Heinz und Lisl Mesicek –  uns als Kuratoren der Ausstellung zusammen mit den Betreibern des Oldtimer Museums Fehr entschlossen, wieder eine Sonderausstel-lung zu organisieren.  Diese widmeten wir von Dezember 2024 bis März 2025 der ältesten Automobilfabrik Österreichs, der Firma Gräf & Stift.

Mit den Fahrzeugen des „Vereins zur Förderung der historischen Fahrzeuge der österreichischen Automobilfabriken“ und Unterstützung durch Obmann Stefan Reitgruber sowie von 8 privaten Leihgebern konnten wir die Firmengeschichte von Gräf & Stift bis ÖAF mit den extrem seltenen Automobilen erzählen. Von den noch etwa 27 existenten Gräf & Stift PKWs durften wir immerhin 10 Fahrzeuge in Wiener Neustadt präsentieren.

Am 2. Dezember 2024 eröffnete Friedrich Fehr gemeinsam mit Rainer Spenger, dem Vize-Bürgermeister von Wiener Neustadt, die Ausstellung mit dem auch schon traditionellen Kuhglockengeläute. Nach der wieder hervorragend organisierten Eröffnungsfeier durch das Team des Museums konnten die vielen geladenen Gäste nach einem ersten Rundgang den Abend mit einem Essen auf Einladung der Familie Fehr gemütlich ausklingen lassen.

Zusammen mit den ausgestellten Fahrzeugen und sehr persönlichen Führungen erzählten wir bei den einzelnen Exponaten die Geschichte dieser ältesten Automobilfabrik Österreichs.

Wie alles begann.

Ferdinand Gräf kam mit seiner Familie aus Schlesien nach Wien. Drei seiner technisch begabten Söhne gründeten eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt. Hier bauten sie schon bald eine kleine Voiturette – ausgerüstet mit einem quer eingebauten 3,5 PS starken De Dion Bouton-Motor und quer angeordnetem Antriebsstrang.

Der erste gelenkte Vorderradantrieb der Welt, im Februar 1900 zum Patent angemeldet, wurde in diesem Fahrzeug verbaut, das bis heute erhalten ist! Die Lösung des quer zur Fahrtrichtung eingebauten Antriebsblocks wird auch heute noch im Fahrzeugbau angewendet. Diese technische Pionierleistung ist nur eine der vielen Erfindungen der Brüder Gräf.

Die Voiturette erregte auf der Automobilausstellung 1901 Aufsehen. Wilhelm Stift, ein Weißwarenhändler mit gutem finanziellen Hintergrund, baute zu dieser Zeit bereits einen Kleinwagen mit Namen Celeritas. Er erkannte die Qualität der Arbeiten der Brüder Gräf, beschloss seinen Automobilbau einzustellen und mit den Brüdern Gräf gemeinsam Automobile in seinen Produktionsräumen herzustellen.  1901 war das Gründungsjahr der Firma Wiener Automobilfabrik AG Gräf & Stift.

Arnold Spitz, Vertreter von De Dion Bouton und Carl Benz in der K u. K-Monarchie, warb Otto Hieronimus, der ein Auto von Benz nach Wien lieferte, von Benz ab und  ließ sich von ihm ein eigenes Auto konstruieren. Die fehlende Infrastruktur veranlasste Spitz, die junge Firma Gräf & Stift zum Bau dieses Wagens zu engagieren. Spitz verpflichtete sich, in den Jahren 1902 und 1903 die gesamte Produktion abzunehmen. Arnold Spitz war auch einer der ersten „Altauto Händler“, denn um seine Wagen zu verkaufen, nahm er alte Autos zurück. Vertragliche Ungereimtheiten führten 1904 zur Auflösung der Zusammenarbeit zwischen Gräf & Stift und Spitz. Für Gräf & Stift eine gute Entscheidung, da Spitz sich verkalkuliert hatte, finanziell abstürzte und 1907 Konkurs anmelden musste.

Gräf & Stift hatte mit dem Spitz-Wagenbau so gut verdient, dass man 1904 in der Weinberggasse im 19. Wiener Gemeindebezirk bereits ein Grundstück kaufen und eine Fabrik errichten konnte. Schon ab 1905 baute man mit 70 Mitarbeitern große Limousinen mit eigenen Motoren. Das Kaiserhaus, der Adel und das Großbürgertum waren die Kundschaft. 1913 konnten bereits 300 Mitarbeiter beschäftigt werden.

Im 1. Weltkrieg musste die Produktion auf Nutzfahrzeuge ausgerichtet werden. Nach dem Krieg lief neben der Fertigung von Bussen und Nutzfahrzeugen auch die Produktion der Mittel- aber auch der Luxusklasse-Pkws wieder an. Die wirtschaftlich angespannte Zeit wirkte sich jedoch negativ auf den Verkauf der großen Limousinen aus und führte zur Einstellung des Pkw-Baus noch vor dem 2. Weltkrieg.

Einstellung des PKW-Bau

Ähnlich war die Situation bei Austro Fiat – ebenfalls Lieferant des Kaiserhauses und ab 1921 in Österreichische Automobilfabrik „ÖAF“ umbenannt. Sie stellte in den 1930er Jahren ebenfalls den Pkw-Bau ein und hatte nur mehr Nutzfahrzeuge im Programm.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Situation nicht viel anders. Das Augenmerk war wieder auf Nutzfahrzeuge und dem Autobusbau gerichtet. In den folgenden wirtschaftlich und finanziell turbulenten Zeiten kam es zur Verschmelzung vieler am Automobilsektor tätigen Firmen. 1971 erwarb ÖAF 99% der Aktien von Gräf & Stift und man fusionierte zur ÖAF-Gräf & Stift AG. ÖAF selbst war bereits 1970 von MAN übernommen worden.

1988 wurde das alte Werk in der Weinberggasse abgetragen und das neue Werk in Wien-Liesing von MAN auf den Gräf & Stift Gründen errichtet. ÖAF Gräf & Stift AG war bis 2001 die Firmenbezeichnung. Der Name Gräf & Stift war somit genau 100 Jahre im Firmentitel!

Seit 2001 hat „MAN Sonderfahrzeuge“ als Firmenname Verwendung gefunden.

Bericht von Lisl und Heinz Mesicek

Vielen lieben Dank!!!

Liebe Lisl und lieber Heinz!

Danke für diese einzigartige Ausstellung, die ihr hier zusammengestellt habt und Euren Einsatz für das historische Kraftfahrzeug. Wir wünschen Euch viel Gesundheit und freuen uns schon auf die nächste Ausstellung!

Besuch bei „Von Gräf & Stift bis ÖAF“

Besuch bei „Von Gräf & Stift bis ÖAF“ 1600 900 ÖGHK

Von GRÄF & STIFT bis ÖAF: Besuch der Sonderausstellung in Familie Fehrs Oldtimermuseum

Insgesamt 15 verschiedene Fahrzeuge welche vor und nach dem 1. Weltkrieg produziert wurden, stehen im Rampenlicht.

Dies ist der Verdienst der Kuratoren Lisl und Heinz Mesicek, denen es gelungen ist, acht Fahrzeuge aus Privatbesitz ins Oldtimermuseum nach Wiener Neustadt zu lotsen. Unterstützt wurde dieses Anliegen vom „Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken“ unter Obmann Stefan Reitgruber, der sieben Automobile zur Verfügung stellte.

Ein herzliches Dankeschön an Lisl und Heinz, die uns mit ihrer launigen Doppelconférence hochinteressante Informationen zum Unternehmen Wiener Automobilfabrik AG Gräf & Stift und den ausgestellten Fahrzeugen nähergebracht haben.

Vor dem Verzehr von Schmankerln im Route 66 wurden Lisl und Heinz ein kleines Präsent als Dankeschön übergeben.

ACHTUNG!

Die Sonderausstellung ist noch bis 30.03.2025 Täglich von 11.00 – 19.00 Uhr geöffnet. Weiterführende Informationen unter:

https://www.fehrsclassiccars.at

Gräf & Stift Rennwagen SR 4 sp., 1925 © Johannes Zieser

Sonderausstellung: Von Gräf & Stift bis ÖAF

Sonderausstellung: Von Gräf & Stift bis ÖAF 1600 1200 ÖGHK

Österreichische Automobilfabriken,
die Geschichte geschrieben haben.

Wer erinnert sich nicht an die schönen, alten Autobusse und Lastwagen mit dem Schriftzug Gräf & Stift und dem Löwen vorne am Kühler?

Gräf & Stift

Ja, das waren noch Zeiten, als österreichische Auto-Mobilität auch von den Kommunen geschätzt wurde. Der Löwe war die Kühlerfigur der ältesten Automobilfabrik Österreichs, der Firma Gräf & Stift.

Die drei Brüder Gräf gründeten ursprünglich eine Fahrrad-Reparaturwerkstätte in Wien Alsergrund, begannen aber schon bald mit dem Bau von Automobilen. 1898 bauten sie das erste Automobil mit Vorderradantrieb und ließen es 1900 patentieren! Das Fahrzeug existiert noch heute!

Die Kooperation mit Wilhelm Stift, Inhaber der Firma Celeritas, die bereits kleine PKWs baute, war die Geburtsstunde der „Wiener Automobilfabrik AG – Gräf & Stift“. Die Betriebsstätte wurde nach Döbling in die Weinberggasse verlegt und im Jahr 1904 ein Fabriksgebäude errichtet. Man begann mit dem Bau von großen Limousinen, auch für das Kaiserhaus – eine bessere Empfehlung für Gräf & Stift Automobile gab es zur damaligen Zeit nicht.

Die gute Qualität der Fahrzeuge sowie die der österreichischen Topografie angepassten PKW- und Omnibus-Konstruktionen beeinflussten den Umsatz derart positiv, dass die Firma im Jahr 1913 bereits 500 Arbeitsplätze schaffen konnte.

Nach dem 1. Weltkrieg war die Produktion in erster Linie auf LKWs ausgerichtet, es wurden jedoch auch PKWs, wenngleich in geringer Stückzahl, hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg umfasste das Produktspektrum nur noch Omnibusse und Spezial-LKWs.

Zur Ausstellung

In Familie Fehrs Oldtimer Museum werden wir an diese großen Traditionsautomobilmarken erinnern und mit 15 Fahrzeugen, speziell aus dem raren PKW-Bereich, die technischen Entwicklungen dieser österreichischen Unternehmen würdigen.

Vom „Kaiserwagen“ und diversen PKW-Typen, manche noch nie öffentlich präsentiert, über eine frühe Feuerwehr der Type F1 bis hin zum letzten erhaltenen Rennwagen der Type SR4 sp. werden von privaten Leihgebern schöne und seltene Fahrzeuge im Museum zu sehen sein.

Mit dieser vierten von uns gestalteten Sonderausstellung von Automobilmarken mit Österreich-Bezug wird mit den Fahrzeugen von Gräf & Stift und ÖAF ein ganz besonderer Blick auf die österreichische Automobilgeschichte gegeben.

Die Exponate in dieser Zusammenstellung werden in absehbarer Zeit kaum wieder gemeinsam zu sehen sein.

Kulinarik

Nach dem Besuch der Sonderausstellung und dem Museum selbst ist eine Stärkung im Restaurant „Route 66“, das dem Museum angeschlossen ist, sehr empfehlenswert.

Gerne führen wir durch die Sonderausstellung und lassen mit Erzählungen und Anekdoten zu den einzelnen Fahrzeugen diese lebendig werden! Ob mit Auto, für das es genügend Parkplatz vor dem Museum gibt, oder Eisenbahn und Stadtbus, die Reise nach Wiener Neustadt ins Familie Fehrs Oldtimer Museum lohnt sich!

Wir freuen uns auf Euren Besuch!
Lisl und Heinz Mesicek